1. Tag

13.04 2019 Rheinfelden (Schweizer Grenze) – Freiburg

Meinen ersten Tag startete ich mit Spannung, Nervosität und Vorfreude. Leider spielte das Wetter nicht mit. 

0 Grad und Regen sind nicht gerade die Bedingungen, mit denen man eine Reise beginnen möchte, zudem stellte sich während der Fahrt heraus, dass ich heftigen Gegenwind hatte. Eine starke Erkältung, mit Schnupfen und Husten machten das Ganze ungeniessbar. 

Nach 91 km und 4 Std. 10 min. kämpfen kam ich schliesslich in Freiburg bei meinen Grosseltern an. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug dementsprechend nur 21,7 km/h. 

Die Strecke ist dennoch (bei schönem Wetter) sehr lohnenswert. Der Weg führt durch Basel und danach auf französischer Seite am Rhein entlang. Es herrscht wenig Verkehr, was eine ruhige Fahrt ermöglicht.

Vom Rhein fährt man durch den, momentan wunderschön blühenden Kaiserstuhl, durch Weinberge bis nach Freiburg, das mit seinem Münster und den «Bächle» ein interessantes Reiseziel ist. 

2. Tag

14.04.2019 Freiburg – Karlsruhe

Auch 1l Ingwertee konnte nicht zur Genesung beitragen, aber immerhin ging es mir ein bisschen besser. Das konnte man vom Wetter leider nicht behaupten. Ich bin bei Wolken und 2,8 Grad in Freiburg gestartet, der Regen und der Gegenwind liessen nicht lange auf sich warten. 

142 km machten mir dementsprechend überhaupt keinen Spass. Es war ein 6 Std. 40 Min. Kampf, bei einer mageren Durchschnittsgeschwindigkeit von 21,3 km/h.

In der zweiten Tageshälfte verbesserte sich das Wetter zusehends, in Karlsruhe kam ich bei strahlendem Sonnenschein an, was meine Laune erheblich steigerte. Ein riesen McDonald Essen im Bett vor dem Fernseher entschädigte für den zähen Tagesstart. 

Die Strecke ist schön, sie führt am Europa Park Rust vorbei. Im zweiten Teil fährt man kilometerlang durch – derzeit – blühende Kirschbäume. 

Karlsruhe ist ein historisches Reiseziel. Es hat ein Schloss und an jeder Ecke ist viel badische Geschichte zu erkennen.

Für die Damen ist Karlsruhe ein Shopping Paradies. 

Das «Hotel am Markt» ist empfehlenswert. Die Zimmer sind sehr gross, sodass auch mein Rennrad bequem einen Platz fand. Das reichhaltige Frühstück wird auf der Dachterrasse mit Blick über Karlsruhe serviert. 

3. Tag

15.04.2019 Karlsruhe – Frankfurt

Mit besserer Laune, langsamer Genesung und strahlendem Sonnenschein startete ich bei 6,1 Grad vor dem Schloss in Karlsruhe. Dies konnte nur ein guter Tag werden.

….. ich sollte jedoch bald eines Besseren belehrt werden….

Der erste Teil der Strecke verlief durch einen wunderschönen alten Wald. 

Der Gegenwind liess endlich nach, meine Beine waren fit. Ich wollte die 140 km möglichst schnell hinter mich bringen, da wir uns mit Freunden in Frankfurt treffen wollten. Leider bekam ich auf einer grossen Landstrasse bei Darmstadt einen Platten. Ich konnte ihn zwar selbst reparieren, dies nahm jedoch so viel Zeit in Anspruch, so dass mich meine Mutter abholen musste. Wir sind mit dem Auto nach Frankfurt gefahren, haben das Rad in einem Fahrradladen überprüfen lassen und einen neuen Ersatzschlauch gekauft. 

Für 101 km (Karlsruhe – Darmstadt) benötigte ich schliesslich 4 Std. 21 Min bei einer

Durchschnittsgeschwindigkeit von 23.4 km/h.

Ich war genervt, dass ich die Strecke nicht vollständig fahren konnte. 

In Frankfurt übernachteten wir bei einer Freundin meiner Mutter. Sie hat eine kleine Stadtführung mit uns gemacht. Frankfurt ist beeindruckend. Das Bankenviertel mit seiner Skyline, nebenan das Bahnhofsviertel mit seiner Armut, der historische Stadtkern und dann das schöne Mainufer – so viele Gegensätze in kurzer Gehdistanz.

4. Tag

16.04.2019 Frankfurt – Giessen (über Darmstadt)

Mit dem Auto sind wir heute wieder zu meinem gestrigen «Unglückspunkt» nach Darmstadt zurückgefahren, weil ich auf keinen Fall eine Lücke in meiner Strecke haben wollte. 

Nach 1 km hatte ich erneut einen Platten. Die Lust und Laune waren am Tiefpunkt. Es steckte wohl im Mantel noch ein Stück der Scherbe, die nochmals den Schlauch zerstört hat. Nach 2 stündiger «Mantelsuche» (schwierig zu finden für ein Spezialrad) konnte die Fahrt um 12 Uhr endlich losgehen.

Auf einer schönen Strecke durch den Wald führte mich der Weg nach Frankfurt. Das hohe Verkehrsaufkommen und die vielen Ampeln erschwerten die Durchfahrt. Dennoch war es sehr beeindruckend durch die Hochhäuser zu fahren. 

Leider war der Wind wieder nicht auf meiner Seite. Nachdem ich die Grossstadt hinter mir gelassen hatte (was unglaublich viel Zeit in Anspruch nahm und meine Durchschnittgeschwindigkeit erheblich senkte), radelte ich die 94 km über das flache Land, an Wiesen und Felder vorbei nach Giessen, in 4 Std. 32 Min. Durchschnittsgeschwindigkeit 20, 6 km/h.

Das Hotel „Kübel“ (der Name liess Übles erahnen) in Giessen ist nicht wirklich zu empfehlen. Es liegt direkt an der Hauptstrasse, entsprechend laut ist es. Das Frühstück sollte um 7 Uhr starten, es war jedoch niemand vor Ort, so mussten wir bis 7:30 Uhr warten. Und dann war es auch noch nicht sonderlich gut.

5. Tag

17.04.2019 Giessen – Winterberg 

Heute überquerte ich die Grenze der beiden Bundesländer Hessen – Nordrhein-Westfalen.

Es stand die einzige «Bergetappe» an. 89 km, 4 Std., 22, 1 km/h – Höhenmeter 1031 

Als ich aus dem Fenster blickte, konnte ich es kaum fassen, SCHON WIEDER REGEN, der dann zum Glück sehr schnell nachliess. 

Diese Route ist sehr empfehlenswert. Sie führt durch Wälder und über Hügel, an Bächen entlang und man hat eine tolle Aussicht. 

Der Wintersportort Winterberg ist schön auf einem Hügel gelegen. Er ist recht bekannt für Bobfahren und es gibt ein Skigebiet. 

Das Hotel «Avita» ist sehr schön, die Zimmer jedoch recht klein. Der Wellnessbereich und die Massageanwendung sind lohnenswert. Das Essen und die Unterhaltung im Irish Pub sind hervorragend. 

6. Tag

18.04.2019 Winterberg – Dortmund

Ein köstliches, reichhaltiges Frühstück, Sonnenschein und erstmal Bergabfahrt, liessen mich gut gelaunt starten. 

Die Natur wurde immer schöner. Es gab immer weniger Dörfer, anstatt Solaranlagen wurden es nun immer mehr Windräder. Was mich sehr beeindruckt hat, dass diverse Bauernhöfe ein eigenes Windrad haben (im Gegensatz zu Solardächern bei uns). 

Die Häuser veränderten ihr Aussehen. Im Norden Deutschlands werden sie mit rotem Backstein gebaut, was sehr schön aussieht. 

Gute Laune, traumhafte Landschaft, beste Gesundheit beflügelten mich zu einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h. Die 105 km waren in 3 Std.15Min. geschafft. 

In Dortmund wurde ich von einem gelb schwarzen Fahnenmeer empfangen. Kein schöner Empfang für einen Bayer. 

Das «B und B» Hotel in Dortmund war zweckmässig, die Zimmer sehr klein, das Frühstück o.k. Dafür lag es sehr zentral, direkt in der Stadtmitte. Wir hatten ein Zimmer im obersten Stockwerk und dadurch eine traumhafte Aussicht.

Für mein Radl war jedoch immer Platz J:

Es empfiehlt sich, Dortmund bei einer Ruhrgebiet Rundreise zu besichtigen. Die Kohleabbaugebiete mit ihren riesigen Baggern und Dampfmaschinen sind sehr beeindruckend, ebenso die UNESCO-Welterbe Zeche und Kokerei Zollverein.

Die Innenstadt von Dortmund wurde im 2. Weltkrieg zu 98% zerstört, deshalb der weit verbreitete 50er Jahre Stil. Für Fussballfans unerlässlich ist ein Besuch im Deutschen Fussballmuseum. Sehr bekannt ist auch das „Dortmunder U“ – ein Zentrum für Kunst und Kreativität.

7. Tag

19.04.2019 Dortmund – Münster

Die kürzeste Etappe (55km) auf dieser Reise, bedeutete endlich mal ausschlafen, gemütlich frühstücken und entspannt losfahren. Diese Strecke entpuppte sich als die schönste Strecke auf der gesamten Reise. Das Wetter war perfekt, es war kein Verkehr, die Landschaft war wunderschön. Einfach nur Felder und Himmel, soweit das Auge reicht. 

In 2 Std. 15 Min. bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 24,3 km/h – trotz starkem Gegenwind – war der Traum bereits schon wieder vorbei.

Aber er sollte weitergehen, denn mein heutiges Ziel, Münster, ist sehr sehenswert und für mich passend, DIE Fahrradstadt in Deutschland (auf die 300.000 Einwohner kommen wohl 500.000 Fahrräder). Ich fühlte mich sehr wohl!

Münster ist auch recht bekannt durch die beiden lustigen Tatort Kommissare Thiele und Boerne. Es gibt viele historische Gebäude, am bekanntesten ist der Dom.

Die Jugendherberge, direkt am Aasee ist nicht nur sehr schön gelegen, sondern auch super ausgestattet. Es gab ein köstliches Frühstück. 

Der Aasee ist ein Stausee am Rande von Münster. Er ist von zahlreichen Grünflächen umgeben und bietet ein tolles Naherholungsgebiet. 

Auffallend sind die extrem netten Menschen in ganz Norddeutschland. Das ist man weder von Bayern noch von der Schweiz gewohnt.

8. Tag

20.04.2019 Münster – Emden

Vor der letzten und längsten Etappe war ich sehr nervös. Die Beine waren müde und die Motivation liess stark nach, kein Wunder bei 198 km die vor mir lagen. 

In 8 Std. 30 Min bei einer Durschnittgeschwindigkeit von 24km/h war es dann endlich geschafft. 

Doch bis dahin war es ein langer Weg. Am Anfang war es noch recht kalt und der leichte Gegenwind nervte mich. Die Strecke war jedoch eine Idylle mit schönen Bauernhöfen und Pferdekoppeln. Ich bin an der grössten Transrapid-Versuchsanlage vorbei gefahren. Sie ist 31.5 km lang und wurde 1985 gebaut. Sie hat eine Höchstgeschwindigkeit von 600 km/h und sollte die Bahn ersetzen weil sie viel ruhiger fährt, schneller ist und Energie sparender. Sie wurde aber 2010 vom Staat eingestellt.

In Lingen ass ich zum Zmittag auf einem Wochenmarkt den besten Fisch, den ich jemals gegessen habe. So gestärkt ging es weiter und tatsächlich war ich bis Kilometer 120 sehr fit.

Doch dann wurde ich müde, die Landschaft war wie ausgestorben, die Strassen waren schlecht. 

Bei Kilometer 170 brauchte ich nur noch eins – ZUCKER! Das Problem ist ich hatte kein essen mehr und ich war zwischen zwei Wiesen und das bis 1 km vor Emden. 

Ich habe gekämpft und ENDLICH, nach gefühlten hundert Stunden erschien das Ortschild „Emden“ vor mir.

Ich war so glücklich und stolz! Und totmüde!

Ich habe es geschafft! 

In Emden kommt man am Otto Museum, Mitten auf dem Dorfplatz nicht vorbei.

Auch sollte man sich die Besichtigung der riesigen Werft, die Kreuzfahrtschiffe baut, nicht entgehen lassen. 

Wir haben in einer Ferienwohnung „Piacere“ übernachtet. Diese war zwar recht gross und direkt in der Innenstadt gelegen, aber es roch unangenehm nach Rauch. 

Nach dieser Anstrengung hatte ich mir noch ein paar Tage auf der Insel Borkum verdient, zu der wir von Emden aus mit der Fähre gefahren sind. 

1      Fazit

Es war eine tolle Reise, ich kann jedem nur empfehlen, dies nachzumachen.

Das absolute Highlight war natürlich das Gefühl angekommen zu sein, dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich.